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Zahlen, Daten, Fakten

Basisarbeit im Fokus: 
Eine Bestandsaufnahme

Pakete ausliefern, Gebäude reinigen, Einkäufe abkassieren: Basisarbeit, also Tätigkeiten, die keine abgeschlossene Berufsausbildung erfordern, bilden eine Stütze unseres gesellschaftlichen Lebens. Dennoch bleibt eine angemessene Wertschätzung oft aus. ARBEIT: SICHER + GESUND widmet sich Lösungen für eine sichere und menschengerechte Gestaltung von Basisarbeit. Ein Überblick über die wichtigsten Fakten und Handlungsbedarfe.

Basisarbeit ist systemrelevant

Rund jede fünfte erwerbstätige Person in Deutschland verrichtet Basisarbeit. Dazu zählen Beschäftigungen, die außer einer einfachen Einarbeitung keine formale Berufsausbildung erfordern. Sie sind unabhängig vom individuellen Bildungs- und Qualifikationsniveau. Meist reicht eine Einarbeitung „on the Job“. Das heißt allerdings nicht, dass Basisarbeiten immer von unqualifizierten Personen ausgeführt werden. Im Gegenteil: Mehr als die Hälfte der Basisarbeitenden hat eine Berufsausbildung oder einen Abschluss im Bereich der tertiären Bildung absolviert.

Insgesamt arbeiten circa 9,2 Millionen Menschen in Deutschland als Basisarbeiterinnen und Basisarbeiter. Zu ihnen zählen etwa Paketzusteller*innen, Reinigungskräfte, Sicherheitsmitarbeiter*innen sowie Hilfskräfte in der Gastronomie - meist also Tätigkeiten im Dienstleistungssektor. Die Beschäftigten befinden sich oft in prekären Arbeitsverhältnissen und bekommen nur wenig Anerkennung für ihre Arbeit. Und das, obwohl die (Dienst-) Leistungen von Basisarbeiter*innen das gesellschaftliche Leben am Laufen halten.

Beschäftigung am Existenzminimum

Der Arbeitsalltag von Basisarbeitenden ist weitgehend geprägt durch harte körperliche Arbeit, Zeitdruck, Fremdsteuerung und das Gefühl austauschbar zu sein. Hinzu kommt, dass sich die Beschäftigten meist im Niedriglohnsektor wiederfinden: Im Jahr 2020 lag das mittlere Bruttomonatsgehalt im Bereich der Basisarbeit bei 2.357 Euro.

Aufgrund geringen Einkommens ist ihr privater Alltag häufig bestimmt von Einschränkungen und Verzicht. Die meisten Basisarbeitenden müssen streng haushalten oder dazu verdienen, um über die Runden zu kommen. Für Rücklagen reicht das Einkommen in der Regel nicht aus. Dabei sind Basisarbeiterinnen und Basisarbeiter stolz, eine nützliche und sinnvolle Tätigkeit auszuüben und einen Arbeitsplatz zu haben.

Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung

Die Tätigkeiten von Basisarbeitenden sind zudem meist durch fest vorgegebene Abläufe und Routinearbeiten geprägt. Hohe Arbeitsvolumen, Arbeiten auf Abruf sowie ausgedünnte Personaldecken im Zuge des Fachkräftemangels sind dabei keine Seltenheit und führen zu Stress und Belastung bei den Beschäftigten. Im Kontext von befristeten Verträgen und mangelndem Kündigungsschutz berichten Basisarbeiter*innen zudem oftmals von dem Gefühl, austauschbar zu sein. Hinzu kommt, dass sich im Zuge der Digitalisierung Arbeitsprozesse verdichten sowie neue Technologien zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit auch zu Leistungsüberprüfung genutzt werden können. So erhöhen etwa Liefertermine für Paketsendungen in Echtzeit den Leistungsdruck bei Beschäftigten.

Gesunde Arbeitsgestaltung

Schichtarbeit, schweres Heben, Staub und Lärm: Basisarbeit ist häufig mit harten körperlichen Belastungen und Verletzungsgefahren verbunden. Verglichen mit anderen Beschäftigten sind Basisarbeiter*innen überdurchschnittlich von ungesunden und unsicheren Arbeitsbedingungen betroffen. Hohe körperliche und psychische Anforderungen können zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems sind nicht selten Folge solcher Arbeitsumstände. Neben körperlichen Beschwerden berichten Basisarbeitende häufig auch von psychosomatischen Beschwerden im Kontext ihrer Arbeit. Gleichzeitig mangelt es an betrieblichen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und gewerkschaftlicher Unterstützung.

Autonomie und Sinn der Arbeit

Oftmals haben Basisarbeiter*innen bei ihren Tätigkeiten geringe Handlungs- und Entscheidungsspielräume, da Abläufe minutiös vorgegeben und durchgetaktet sind. Teilweise wird die Einhaltung von Abläufen sogar engmaschig durch digitale Systeme kontrolliert. Häufig bleibt dabei auf Unternehmensebene hingegen unsichtbar, wie entscheidend Basisarbeiter*innen mit ihren vermeintlich einfachen Tätigkeiten zum Unternehmenserfolg beitragen. Das Empfinden der eigenen Tätigkeiten als eine sinnvolle Leistung, bei der die eigenen Fähigkeiten und Ideen eingebracht werden können, ist jedoch wichtig für eine erfüllende und gesunde Arbeit. Ebenso fehlt es oftmals an Weiterbildungs- und Aufstiegschancen sowie Möglichkeiten, über die eigenen Arbeitsbedingungen im Rahmen betrieblicher Mitbestimmung mitzuentscheiden.

Respekt und Anerkennung

Basisarbeiter*innen legen in vielen Bereichen die Grundlage für Wertschöpfung – doch zu oft wird ihre Arbeitsleistung unter häufig belastenden Bedingungen nicht angemessen wertgeschätzt. Dabei geht es sowohl um materielle wie auch immaterielle Aspekte von Respekt und Anerkennung: Gute Arbeit muss sich in Form von sicheren Arbeitsverhältnissen sowie angemessener Entlohnung und Absicherung für das Alter lohnen. Auch die Anerkennung der individuellen Arbeitsleistung durch Unternehmen und Vorgesetzte ist wichtig für Basisarbeiter*innen, die stolz darauf sind, ehrliche und unersetzliche Arbeit zu leisten. Nicht zuletzt ist auch die wahrgenommene „Unsichtbarkeit“ der eigenen Arbeitsleistung eine Belastung, wenn beispielsweise Kund*innen Basisarbeitende als Person ignorieren und ihre Dienstleistung als selbstverständlich ansehen.

Menschengerechte Bedingungen auf den Weg bringen

Die Gestaltung von Arbeit muss die körperlichen und psychischen Voraussetzungen der Menschen berücksichtigen. Das regelt das Arbeitsschutzgesetz. Und doch finden sich viele Basisarbeitenden bei ihrer Arbeit in prekären Lagen wieder. Um zu definieren, wann Basisarbeit „ausführbar“, „sicher“ und „menschengerecht“ ist, gilt es entsprechende Mindestbedingungen sowie einen gesetzlichen Rahmen auszubuchstabieren insbesondere in den jeweiligen Branchen, in denen Basisarbeit verrichtet wird. Hierfür werden im weiteren Arbeitsprozess von ARBEIT: SICHER + GESUND zentrale Kernthemen in Bezug auf Basisarbeit diskutiert.