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Auswirkungen auf die Arbeitswelt

Hohe Temperaturen, starke UV-Strahlung, Extremwetterereignisse wie Hagel, Sturm und Starkregen sowie biologische und chemische Gefährdungen haben zunehmende Auswirkungen auf die Gesundheit von Beschäftigten, betriebliche Abläufe und Lieferketten. Der fortschreitende Klimawandel ist in der Arbeitswelt längst spürbar – in so gut wie allen Branchen. Viele der Risiken und vor allem die Schutzmaßnahmen knüpfen direkt an die Aufgabenfelder des Arbeitsschutzes an.

Gesundheitliche Belastungen für Beschäftigte

Bereits heute spüren viele Menschen die Auswirkungen des Klimawandels im Arbeitsalltag. Insbesondere durch Hitze entstehen mehr und stärkere Belastungen am Arbeitsplatz, welche die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Beschäftigten beeinträchtigen. Laut einer DAK-Studie aus dem Jahr 2024 fühlten sich über die Hälfte der Befragten durch sommerliche Hitze weniger leistungsfähig, 42 Prozent berichteten von Konzentrationsschwierigkeiten. Fast ein Viertel gab an, sich bei Hitze stark belastet zu fühlen und 19 Prozent berichteten von gesundheitlichen Problemen. Der Klimawandel betrifft nicht nur natürliche Lebensgrundlagen, sondern auch die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten.

Neben Hitzebelastung erhöht die verstärkte UV-Strahlung das Risiko für Hautkrebs, insbesondere bei Tätigkeiten im Freien. Zunehmende Ozonkonzentration an heißen Tagen verschärft Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem begünstigen steigende Temperaturen die Ausbreitung vektorübertragener Infektionskrankheiten wie Borreliose oder West-Nil-Fieber durch Zecken und Mücken – eine Gefahr für Beschäftigte in Land- und Forstwirtschaft sowie im Baugewerbe. Auch die Pollensaison verlängert sich durch frühere Blütezeiten und die Ausbreitung neuer Allergene wie Ambrosia, was allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen und Asthma verstärkt und die Arbeitsfähigkeit, insbesondere bei Tätigkeiten im Freien, beeinträchtigen kann.

Neben diesen physischen Gesundheitsrisiken hat der Klimawandel auch Auswirkungen auf die mentale Gesundheit der Beschäftigten. So hat Hitze unter anderem unmittelbar negative Auswirkungen auf die kognitive Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, wodurch das Risiko von Arbeitsunfällen erhöht ist. Nach Extremwetterereignissen steigt das Risiko von Traumafolgestörungen, Depressionen und Angststörungen. Sie haben daher Relevanz für Krankheits- und Ausfallrisiken und sind in der Prävention zu berücksichtigen. Der Klimawandel kann außerdem durch seine komplexen, unüberschaubaren und individuell wenig beeinflussbaren Auswirkungen enorme emotionale Belastungen und Stress verursachen.

Insgesamt führen diese klimawandelbedingten Gesundheitsrisiken zu steigenden Fehlzeiten, höheren Krankheitskosten, einem wachsenden Bedarf an Präventionsmaßnahmen und sinkender Produktivität – mit spürbaren betriebswirtschaftlichen Folgen. Frühzeitige Anpassungs- und Schutzmaßnahmen sind daher nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus unternehmerischer Sicht dringend geboten.

Der Arbeits- und Gesundheitsschutz sieht entsprechend vor, dass die Temperatur in Arbeitsräumen 26 Grad Celsius nicht überschreiten sollte, andernfalls sind Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Ab 35 Grad Celsius darf gemäß Nr. 4.4 Abs. 3 der Technischen Regel für Arbeitsstätten (ASR A3.5 – Raumtemperatur) ohne spezifische Schutzmaßnahmen für Hitzearbeit nicht mehr gearbeitet werden. Die im August 2025 veröffentlichte Arbeitsstättenregel ASR A5.1 „Arbeitsplätze in nicht allseits umschlossenen Arbeitsstätten und Arbeitsplätze im Freien“ hat Arbeitsschutzmaßnahmen bei bestimmten Witterungseinflüssen ergänzt (UV-Strahlung, Niederschlag, Wind und Blitzgefahr). Außerdem wurden zugehörige Empfehlungen des Ausschusses für Arbeitsstätten für den Schutz der Beschäftigten bei Arbeiten in Hitze und Kälte veröffentlicht.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Wirtschaft und Arbeit

Der Klimawandel hat enorme Folgen für die Wirtschaft – weltweit wie auch in Deutschland. In einer Studie für das Bundeswirtschaftsministerium prognostizierten das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Prognos und die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung im Jahr 2023 volkswirtschaftliche Kosten von 280 bis 900 Milliarden Euro bis 2050. Die Ahrtalflut verdeutlicht das Ausmaß: Mit 40,5 Milliarden Euro Kosten ist sie das bislang teuerste Extremwettereignis in der Geschichte der Bundesrepublik.

Hitzeperioden führen zudem zu massiven Produktionseinbußen. Allein im Jahr 2022 fielen in Deutschland schätzungsweise 34 Millionen Arbeitsstunden aufgrund extremer Hitze aus, besonders betroffen waren Beschäftigte im Bau- und Agrarsektor.

Doch nicht nur solche punktuellen Katastrophenereignisse führen zu wirtschaftlichen Schäden – es entstehen auch kontinuierlich Kosten durch Arbeitsausfälle, Krankheit, Produktionseinbußen, gestörte Lieferketten in Deutschland oder sinkende Nachfrage in besonders betroffenen Weltregionen. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung rechnet global mit einem Rückgang des BIP um bis zu 19 Prozent bis 2049.

Klimafolgekosten durch gesundheitliche Belastungen und Arbeitsausfälle

Hitze gilt nach Auswertungen des BKK Landesverbands Nordwest aktuell als das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland. Sie erhöht nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenfunktionsstörungen, Hitzschlag und Kreislaufversagen. Neben den genannten Einschränkungen der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, Erschöpfung und einer erhöhten Unfallgefahr wird auch eine gestiegene Konfliktbereitschaft mit Hitzebelastung in Verbindung gebracht.

Beschäftigte, die körperlich belastende Tätigkeiten ausüben, ältere Personen, Kinder, Schwangere sowie Menschen mit Vorerkrankungen sind besonders von Hitze betroffen. Zu den zusätzlichen Risikofaktoren zählen ein niedriger sozioökonomischer Status, eingeschränkter Zugang zu präventiven Maßnahmen, Übergewicht, Medikamenteneinnahme, geringe körperliche Fitness sowie prekäre Beschäftigungsverhältnisse.

Klimawandelbedingte Unternehmensrisiken werden immer weniger versicherbar

Der Klimawandel verursacht schon jetzt erhebliche wirtschaftliche Schäden, welche sich in den kommenden Jahren – analog zur fortschreitenden Erdüberhitzung – intensivieren werden.

Eine Welt in Flammen ist nicht mehr versicherbar.


Vorstand der Allianz SE Günther Thallinger (Merkur, 2025).

Versicherungsunternehmen und Fachinstitutionen warnen vor zunehmenden Verlusten durch klimabedingte Extremwetterereignisse. So beziffert die Rückversicherung Munich Re die weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen im Jahr 2024 auf 320 Milliarden US-Dollar, wobei weniger als die Hälfte der Schäden versichert war.

Prävention im Arbeitsschutz – Gesundheit schützen, Kosten vorbeugen

Zeitgemäßer Arbeitsschutz muss sowohl Klimarisiken als auch Klimaschutzaspekte berücksichtigen, um seinem Auftrag gerecht zu werden, nämlich Beschäftigte nachhaltig zu schützen, die Handlungsfähigkeit von Betrieben langfristig zu sichern und unabsehbare Folgekosten zu vermeiden. Die gesetzlichen Grundlagen und etablierten Strukturen sowie die Nähe zum Betriebsalltag schaffen die Grundlagen für eine gelingende Klimaanpassung.

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