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Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Situation

Basisarbeitende sind häufig höheren Arbeitsanforderungen ausgesetzt als Facharbeitende (Tätigkeiten mit Berufsausbildung) oder Beschäftigte in hochqualifizierter Arbeit (akademische Berufe). Tätigkeiten in Basisarbeit gehen mit hohen körperlichen und psychischen Anforderungen und wenig Wertschätzung einher.

Arbeitsbedingungen

  • Die körperlichen Anforderungen an Basisarbeitende variieren je nach Anforderungsniveau und Art der Tätigkeit. Mehr als zwei Drittel (70 %) der Basisarbeitenden sind im Stehen tätig. Ein Fünftel aller Basis- und Facharbeitenden sind oft an Zwangshaltungen gebunden, zum Beispiel lang anhaltendes Stehen oder Rumpfbeugen. Auch das Tragen von schweren Lasten gehört für über ein Drittel der Basis- und Facharbeitenden zum Alltagsgeschäft.

  • Etwa jede*r dritte Basisarbeitende ist nach Brenscheidt et al., 2023, Kälte, Nässe, Hitze, Feuchtigkeit, Zugluft oder Lärm ausgesetzt. Hochqualifizierte sind weniger von diesen Faktoren betroffen (sieben %). Weitere Einflüsse sind der Kontakt mit Rauch, Gasen, Staub oder Dämpfen (16 %) und schlechte Beleuchtung oder grelles Licht (12 %).

  • Die psychischen Anforderungen sind je nach Art der Tätigkeit unterschiedlich ausgeprägt. Basisarbeitende fühlen sich im Vergleich zu anderen Beschäftigungsgruppen in mehreren Aspekten stärker belastet. Dazu gehören unter anderem die geringe soziale Unterstützung von Kolleg*innen, Konflikte zwischen Arbeit und Privatleben, der eigene Einfluss auf die Arbeit, die Kontrolle über die Arbeitszeit sowie Entwicklungsmöglichkeiten (Hasselhorn, H. M. & Müller, B. H., 2023).

  • Bei knapp 40 % der Basisarbeitenden ist die Durchführung ihrer Tätigkeit in allen Einzelheiten vorgeschrieben, wodurch es keinen oder kaum Handlungs- und Entscheidungsspielraum gibt. Bei den Fachkräften liegt dieser Wert bei ca. 30 %, bei hochqualifizierter Arbeit bei etwas über 10 %. Arbeiten im Akkord, nach Stückzahl oder vorgegebener Zeit betrifft mehr als 36 % der Basisarbeitenden und beinahe 65 % haben monotone, repetitive Tätigkeiten.1 Durch die Bündelung mehrerer belastender Indikatoren führen die arbeitszeitlichen Rahmenbedingungen zu einer Verschärfung der Konditionen.2

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Gesundheitliche Situation

Basisarbeitende und Hochqualifizierte zeigen unterschiedliche Muster der Erschöpfung und gesundheitlichen Belastung. Während Basisarbeitende eher körperlich erschöpft sind, neigen Hochqualifizierte häufiger zu emotionaler Erschöpfung.

Krankenstand

Basisarbeitende sind im Durchschnitt häufiger und länger krank als die Gesamtheit der Beschäftigten. Mit rund 30 Fehltagen pro Jahr liegt die Beschäftigungsgruppe deutlich über dem Durchschnitt von knapp 23 Tagen. Auch die Dauer einzelner Krank-heitsphasen ist mit 13 Tagen länger als bei anderen Beschäftigten (knapp zwölf Tage). Besonders ab dem 30. Lebensjahr treten Krankheitsausfälle in dieser Gruppe überdurchschnittlich häufig auf.

Diagnosegruppen

  • Muskel-Skelett-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit – sie sind für jeden vierten bis fünften gemeldeten Krankheitstag verantwortlich. Die Ausfälle steigen mit zunehmendem Alter stärker an. Pro Fall werden durchschnittlich 20 Krankheitstage verzeichnet. Basisarbeitende sind tendenziell häufiger betroffen: Laut dem Gesundheitsbericht Basisarbeitende 2023 treten bei ihnen Muskel-Skelett-Erkrankungen um 55 % häufiger auf als bei anderen Beschäftigten. Bei Männern sind sie häufiger der Grund für Arbeitsunfähigkeit als bei Frauen.

  • Bei Basisarbeitenden Arbeiten machten Atemwegserkrankungen ca. 14 % aller Ausfalltage aus.  Dieser Anteil liegt unter dem Anteil bei fach- und hochqualifizierten Kräften.

  • Bei den Basisarbeitenden verursachten psychische Diagnosen 11,2 % aller Arbeitsunfähigkeitstage. Der Anteil ist etwas niedriger als bei Beschäftigten in qualifizierten und hochqualifizierten Tätigkeiten. Frauen sind tendenziell häufiger betroffen als Männer.

Arbeitsfähigkeit

Basisarbeitende sind im Berufsalltag besonders hohen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Dies spiegelt sich auch in ihrer Arbeitsfähigkeit wider: Ein Viertel der Einfachqualifizierten in körperlichen Tätigkeiten berichtet von Einschränkungen. Bei Hochqualifizierten in körperlichen Tätigkeiten liegt dieser Anteil bei 18 %. Zudem bewerten nur 38 % der älteren Basisarbeitenden ihre Gesundheit und Arbeitsfähigkeit als gut – deutlich weniger als in qualifizierten Berufen. Rund die Hälfte der Befragten, die qualifizierte Arbeit verrichten, schätzt ihre Gesundheit als gut ein: Fast zwei Drittel (63 %) bewerten auch ihre Arbeitsfähigkeit positiv.

Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung

Die Verfügbarkeit von Kontaktstellen für Arbeitsschutz sowie der Zugang zu Sicherheitsbeauftragten ist bei Basisarbeitenden deutlich geringer als bei anderen Beschäftigten. Sie erhalten auch weniger Schulungen zu Arbeitsschutzthemen: Während 87 % der anderen Beschäftigten unterwiesen werden, sind es bei den Basisarbeitenden nur 79 %. Beschäftigtenvertretungen sind seltener vorhanden.

Die meisten Gesundheitsmaßnahmen erreichen weniger als die Hälfte der Basisarbeitenden. Sie profitieren außerdem seltener von betrieblichen Gesundheitsangeboten. Programme im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung sind für Basisarbeitende eher auf die körperliche Gesundheit ausgelegt und weniger auf psychisches Wohlbefinden, Motivation und berufliche Entwicklung.

Quellen

1Brenscheid et al., 2023, S. 25-28.

2Arthur et al., 2023, S. 1-2.

Ergänzendes Material

Auf Basis einer umfassenden Literaturrecherche wurden die Beschäftigungsmerkmale, Arbeitsbedingungen von Basisarbeit sowie die gesundheitliche Situation von Basisarbeitenden aufbereitet. Die Publikationen stehen hier zum Download bereit:

GESUNDHEITSCHECK BASISARBEIT – Gesundheit, Belastungen und Ressourcen

FAKTENCHECK BASISARBEIT – Beschäftigte und Beschäftigungsmerkmale

MONITOR – Basisarbeit in der KEP-Branche

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