Wie lässt sich mobile Arbeit sicher und gesund gestalten? Diese Frage steht im Zentrum des Themenfelds „Mobile Arbeit“. Um sachgerechte und flexible Lösungen im Dialog zu erarbeiten, diskutierte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) mögliche Anpassungen des rechtlichen Rahmens für hybrides Arbeiten von September 2022 bis Oktober 2023 in der dafür eingerichteten Politikwerkstatt.
Die Politikwerkstatt „Mobile Arbeit“
Hybride Bildschirmarbeit hat sich spätestens seit der COVID-19-Pandemie als feste Arbeitsform in vielen Branchen und Berufen nachhaltig etabliert. Doch mit der Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort entstehen neue Anforderungen für sicheres und gesundes Arbeiten. Es braucht verlässliche und zugleich flexible Rahmenbedingungen.
In einem einjährigen Prozess diskutierten über 100 Expert*innen die technischen, organisatorischen, personellen, kulturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Gestaltung guter mobiler Arbeit.
Der Koalitionsvertrag für die 20. Legislaturperiode beinhaltet den Auftrag, "(…) zur gesunden Gestaltung des Homeoffice im Dialog mit allen Beteiligten sachgerechte und flexible Lösungen zu erarbeiten." (Koalitionsvertrag, S. 68 ff.).
Der Arbeitsprozess
Mit einer Videobotschaft eröffnete Lilian Tschan, Staatssekretärin im BMAS, eine ergebnisoffene Debatte zur Entwicklung politischer Empfehlungen.
Am Prozess beteiligt waren rund 100 Expert*innen unterschiedlicher Disziplinen, darunter Sozialpartner, Arbeitsgestalter*innen und Wissenschaftler*innen sowie Vertretungen des Personalmanagements, des Gesundheitswesens, Expert*innen in Steuer- und Rechtsfragen, der Immobilienwirtschaft, der Büroausstattung sowie Berater*innen, Führungskräfte und Betreibende von Co-Working-Spaces.
Gearbeitet wurde nach der Methode „Alles auf den Tisch“: Die Beteiligten sammelten sämtliche Fragestellungen, bündelten fachlich fundierte Positionen, machten unterschiedliche Perspektiven sichtbar und entwickelten geeignete Lösungen für den Betriebsalltag.
Entlang von vier Themenkomplexen wurden 121 Thesen und über 5.000 Kommentare gesammelt, diskutiert und ausgewertet.
-
4Werkstattgespräche
-
100Expertinnen und Experten
-
5000und mehr Kommentare
Ein Blick in die Werkstatt
Von September 2023 bis Oktober 2025 diskutierten die Teilnehmenden in vier virtuellen Werkstattgesprächen die zentralen Fragestellungen. Die Debatte war geprägt von der Suche nach einer Balance zwischen arbeitsschutzrechtlichen Anforderungen zur Gestaltung sicherer und gesunder hybrider Arbeit und dem Anspruch, Betrieben, die möglichst unkomplizierte Einführung bzw. Beibehaltung hybrider Arbeitsmodelle zu ermöglichen.
Die Themenschwerpunkte
-
Raum und Fläche
Mobiles Arbeiten lässt neu über Raum- und Flächenkonzepte nachdenken. Welche Anforderungen müssen die Büros erfüllen, wenn Beschäftigte nicht mehr jeden Tag ins Unternehmen kommen? Im Themenfeld „Raum und Fläche“ diskutierten die Expert*innen Fragestellungen zur Immobiliensituation, etwa zu Büro- und Flächenkonzepten, sowie zu sicheren und gesunden Raumnutzungskonzepten wie Desksharing. Die Argumente und Perspektiven der Beteiligten finden Sie im Themenkomplex 1: Raum und Fläche des Ergebnisberichts.
-
Organisation & Beschäftigtenperspektive
Unter den Überschriften „Organisation“ und „Beschäftigtenperspektive“ wurde in zwei unterschiedlichen Gesprächen diskutiert. Im Mittelpunkt standen Fragen der sicheren und gesunden Arbeitsgestaltung, der arbeitsrechtlichen Regelungen, der Finanzierung der Ausstattung für die Arbeit von zu Hause sowie der Arbeitsorganisation im Betrieb. Alle Argumente und Perspektiven finden Sie im Themenkomplex 2/3: Organisation und Beschäftigtenperspektive des Ergebnisberichts.
-
Führung und Unternehmenskultur
Wie verändert sich Führung auf Distanz? Welche Anforderungen stellen sich an Transparenz, Vertrauen und Selbstorganisation? Und wie lassen sich psychosoziale Risiken verringern? Das vierte Werkstattgespräch befasste sich mit den Auswirkungen mobiler Arbeit auf Führung, Kommunikation, soziale Beziehungen und Teamkultur. Die ausführliche Übersicht finden Sie im Themenkomplex 4: Führung und Unternehmenskultur des Ergebnisberichts.
Die ersten Ergebnisse
Ein Handlungsrahmen für die Praxis
Auf Basis der Werkstattgespräche hat das BMAS im Juni 2024 arbeitsschutz- und arbeitsrechtliche Empfehlungen für hybride Bildschirmarbeit veröffentlicht. Sie sollen Betrieben, Aufsichtsbehörden und anderen Akteuren helfen, hybride Bildschirmarbeit sicher und gesund zu gestalten. Bis eine mögliche europäische Regelung wirksam wird, bilden diese Empfehlungen den Handlungsrahmen für die betriebliche Praxis zur Gestaltung sicherer und gesunder hybrider Bildschirmarbeit. Davon unberührt gelten die allgemeinen Anforderungen des Arbeitsschutzgesetzes.

Der Ergebnisbericht
Die Themen, Argumente und Perspektiven aus der Politikwerkstatt wurden im Juni 2024 in einem Ergebnisbericht veröffentlicht. Er dokumentiert die zentralen Diskussionslinien sowie Zielkonflikte und bildet einen aktuellen Stand zur arbeitsschutzpolitischen Debatte zum Thema in Deutschland ab.

Ein praktischer Überblick
In enger Abstimmung mit Modellbetrieben und Expert*innen aus der Politikwerkstatt „Mobile Arbeit“ wurde ein Tool zum Selbstcheck und zur Prozessoptimierung hybrider Arbeit für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) sowie Non-Profit-Organisationen entwickelt und in der Praxis erprobt. Zusätzliche Leitfäden geben auf wissenschaftlicher Grundlage umfangreiche Handlungsempfehlungen. Das Tool wird aktuell finalisiert und voraussichtlich noch in diesem Jahr veröffentlicht.
